Pressemitteilung vom 17.01.2019

Wer staufrei fahren will, muss zuerst sanieren und bauen!

Düsseldorf. Bauindustrie NRW bewertet und kommentiert ADAC-Staubilanz 2018 für Nordrhein-Westfalen

„Kein Wunder, dass NRW wieder Spitzenreiter ist. Was jahrzehntelang verschlafen wurde, kann man nicht in drei, vier Jahren reparieren. Wichtig ist nun: Kurs halten, weiter investieren, Verfahren verkürzen und partnerschaftlich bauen“, mit diesen Worten reagierte Prof. Beate Wiemann, Hauptgeschäftsführerin des Bauindustrieverbandes Nordrhein-Westfalen, auf die neuesten Ergebnisse der ADAC-Staubilanz 2018 für Nordrhein-Westfalen.

Die Zahlen des ADAC belegen, was Pendler, Geschäftsreisende und die Logistikbranche jeden Tag hautnah miterleben: „NRW ist ‚Deutscher Staumeister‘!“, so Prof. Beate Wiemann weiter.

Mehr als ein Drittel aller Staus in Deutschland entfielen auf Nordrhein-Westfalen. Die absolute Staulänge ist in 2018 noch einmal um 6,4 Prozent angewachsen. Trotz der zahlreichen Anstrengungen und vielversprechenden Ideen der Landesregierung stieg die Staubelastung weiter an.

Für die Bauindustrie Nordrhein-Westfalen steht dabei fest: Wer Staus reduzieren und freie Fahrt garantieren wolle, der müsse zuerst sanieren und bauen. Knotenpunkte müssen ausgebaut, Engpassstellen erweitert und Straßen und Brücken den zukünftigen Verkehrsmengen angepasst werden.

Prof. Beate Wiemann: „Baustellen sind heute der Hauptverursachen für Staus. Deswegen müssen wir Baustellen deutlich aufwendiger und cleverer gestalten und managen als in der Vergangenheit. Denn ohne die Baustellen heute wird es in Zukunft nur noch schlimmer.“

Der Verband der nordrhein-westfälischen Bauunternehmen schlägt deshalb vier Punkte vor, wie Baustellen schneller und cleverer durchgeführt werden könnten.

Erstens fordert die Bauindustrie einen klaren und transparenten Projektfahrplan für 2019. Aufgrund sich verknappender Rohstoffkapazitäten müssen Lieferketten neu aufgebaut und der Nachfrage angepasst werden. Der frühzeitige Einkauf z.B. von Bitumen und Splitten wird in 2019 essentiell für einen störungsfreien Bauablauf. Dafür benötigen die Unternehmen einen detaillierten und transparenten Fahrplan, welche Projekte wann in 2019 bedient werden sollen.

Zweitens fordert die NRW-Bauindustrie die Eindämmung von Stofflieferungen auf der Baustelle durch stärkeres Recycling.

Insbesondere im Rahmen von Sanierungsleistungen fallen wachsende Mengen an Fräsgut an. Dieses steigende Aufkommen trifft auf insgesamt sinkende und vor allem regional stark unterschiedlich vorhandene Deponie- und Lagerkapazitäten. Das auf der Baustelle anfallende Material kann somit kaum noch weggeschafft werden.

Es wäre jedoch sehr gut möglich, vermehrt Asphaltfräsgut als Ersatz-Rohstoff im Mischgut oder aber in Fundationsschichten als Ersatz für die Frostschutzschicht einzusetzen. Darüber hinaus könnten auch ausgebaute ungebundene Schichten als Frostschutzschicht wiederverwendet werden. Dadurch würden der Ressourcenverbrauch, der Zeitaufwand und die Anlieferungsverkehre auf der Baustelle reduziert.

Drittens werden aufgrund weiter ansteigender Investitionsbudgets effiziente und vorausschauende Planungen und Einrichtungen von Baustellen immer wichtiger, um im Anschluss einen reibungslosen Bauablauf und damit eine zügige Fertigstellung der Baumaßnahme zu gewährleisten. Eine Flexibilisierung der Ausführungsfristen würde den Unternehmen helfen, frühzeitiger planen zu können, wann die technischen und personellen Kapazitäten an Ort und Stelle sein müssen. Eine Streckung der Zeitspanne zwischen Auftragserteilung und konkretem Baubeginn wäre vor diesem Hintergrund sinnvoll. Die neue Zeitspanne sollte bei Projekten unter dem EU-Schwellenwert rund 8 Wochen und bei Projekten über dem EU-Schwellenwert maximal 16 Wochen betragen.

Als letzten Punkt erneuert die Bauindustrie in Nordrhein-Westfalen ihre seit Jahren bestehende Forderung nach der weitreichenden Etablierung von „Funktionalausschreibungen“.

Prof. Beate Wiemann: „Nach vereinzelten Pilotprojekten lässt die flächendeckende Nutzung von Funktionalausschreibungen beispielsweise bei Brückenersatzneubauten in Verbindung mit einer stärkeren Standardisierung von Brückenprojekten weiter auf sich warten.“