Pressemitteilung vom 03.03.2020

NRW-Bauwirtschaft knackt 2019 die 14-Milliarden-Euro-Grenze

Abnehmende Dynamik und Sorgen am Bau trotz insgesamt gutem Auftragseingang / Branche bleibt Jobmotor / Baupreisentwicklung deutlich abgeschwächt / Bauland ist Preistreiber

  • Auftragseingang zeigt insgesamt positive Entwicklung (+15,6%)
  • Wohnungsbau weiterhin positiv (+10,6%)
  • Straßenbau wächst deutlich schwächer (+8,7%)
  • Öffentlicher Hochbau im Plus (+29,5%)
  • Baupreisentwicklung deutlich abgeschwächt
    • Wohngebäude (Rohbau) (+2,9%)
    • Straßenbau (+3,6%)

Düsseldorf. „Die Bauwirtschaft in Nordrhein-Westfalen hat im vergangenen Jahr die 14 Milliarden Euro Auftragsmarke überschritten und war und ist wichtige Konjunkturstütze. Die Bauunternehmen konnten sowohl ihren Umsatz als auch die Zahl ihrer Beschäftigen weiter erhöhen“ kommentiert Prof. Beate Wiemann, Hauptgeschäftsführerin des Bauindustrieverbands Nordrhein-Westfalen, die baukonjunkturelle Entwicklung des Jahres 2019 in NRW.

„Die Bauunternehmen haben auch 2019 auf die gestiegene Nachfrage nach Bauleistung reagiert und ihre Kapazitäten weiter ausgebaut: Ende 2019 waren in NRW insgesamt 125.261 Beschäftigte im Bauhauptgewerbe tätig, ein Plus von 5,2% gegenüber dem Vorjahr“, so Prof. Wiemann. „Allerdings sehen wir auch Zeichen für ein schwächeres Wachstum in der Zukunft. Mit Sorge hören wir zunehmend Meldungen der Baubetriebe über Stornierungen und Auftragsmangel, insbesondere im Straßenbau. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte ist der Auftragseingang im Straßenbau deutlich eingebrochen. Wir verzeichnen hier eine Verschiebung vom klassischen Straßenbau hin zum Ingenieurbau, z.B. bei großen Talbrücken, über die ein großer Teil der zur Verfügung stehenden Mittel abfließt. Auch der kommunale Straßenbau entwickelt sich zum Sorgenkind, wofür nicht nur die teilweise schlechte Personalausstattung in den Ämtern ein Grund sein dürfte. Wir befürchten auch, dass einzelne Kommunen durch die Reduzierung der Ausschreibungen sinkende Preise am Markt erzielen wollen.“ Dabei hat sich der Baupreisanstieg beim Straßenbau 2019 auf 3,6% spürbar abgeschwächt.

Auch bei Wohngebäuden (Rohbau) ist der Baupreisanstieg auf 2,9% zurückgegangen, während der Wohnungsbau dank des seit Jahren wachsenden Auftragseingangs (2019: +10,6%) mittlerweile fast 25% des gesamten Auftrags-volumens im Bauhauptgewerbe ausmacht. Der moderate Preisanstieg im Wohnungsbau wird dabei größtenteils von den Kosten getrieben: Personal und Material machen zusammen im Durchschnitt über 80% des Umsatzes bzw. der Bauleistung aus.

„Unsere Unternehmen haben 2019 ihre Kapazitäten weiter aufgestockt, die Baupreise sind im Wohnungsbau mit 2,9% aber nur noch leicht gestiegen. Fakt ist: es fehlt nach wie vor an Bauland. Wurden Anfang der 1990er Jahre beim letzten Wohnungsbauboom in Nordrhein-Westfalen noch bis zu 14 Millionen Quadratmeter baureifes Land veräußert, so waren es in den letzten zehn Jahren trotz des hohen Wohnungsbedarfs nur zwischen 5.000 und 6.000 Quadratmeter pro Jahr. Bauland bleibt gerade in den angespannten Wohnungsmärkten der entscheidende Flaschenhals - Bauland ist Preistreiber“, so Prof. Wiemann.

„Unsere Unternehmen haben auch im vergangenen Jahr den immensen Investitionsstau abgearbeitet, der in 15 Jahre Zurückhaltung bei Investitionen in die Infrastruktur und im Wohnungsbau entstanden ist. Der Aufschwung in der Bauwirtschaft fußt zu einem guten Teil auch auf den Investitionsversäumnissen der Vergangenheit“, so Prof. Wiemann. Allerdings trübt sich die Entwicklung ein, die Nachfrage hat sich im zweiten Halbjahr zunehmend weniger dynamisch entwickelt. „Und der Öffentliche Hochbau verzeichnet mit +29,5% zwar einen hohen Anstieg, allerdings liegt sein Anteil am Gesamtvolumen nur bei gut 5%“, ordnet Prof. Wiemann das Plus in diesem Bereich ein.

Auch 2020 wird die Branche weiterhin in den Berufsnachwuchs, Maschinen und Geräte investieren und Personal einstellen. „Wir bauen dabei auch auf die Aussagen der Politik, ihre angekündigten hohen Investitionszusagen einzuhalten, Planungs- und Genehmigungsverfahren weiter zu beschleunigen und ausreichend Bauland zur Verfügung zu stellen“, so Prof. Wiemann weiter.